Die Genese deutscher Kriegsverbrechen an der polnischen Zivilbevölkerung 1939. Eine Referenzrahmenanalyse
Promovierender: Florian Steinfals, Betreuerin: Isabel Heinemann
Das Projekt untersucht die Verbrechen der Wehrmacht an der polnischen Zivilbevölkerung im September 1939 und wählt dafür einen militär- und mentalitätsgeschichtlichen Zugang. Mithilfe der Referenzrahmenanalyse werden sowohl mentale und weltanschauliche als auch situative Deutungs- und Wahrnehmungsmuster der Soldaten und deren wechselseitige Abhängigkeit aufgezeigt. Ein Hauptaugenmerk liegt auf der antipolnischen NS-Propaganda, die mithilfe einer umfangreichen Feldpostanalyse auf ihre Rezeption und Wirkmächtigkeit hin überprüft wird. Ein wesentlicher Teil des Quellenkorpus wird zudem durch die Erfahrungsberichte der Wehrmacht gebildet. Diese internen „Evaluationen“, Mitte Oktober 1939 verfasst, sollten die Erfahrungen der einzelnen Einheiten von Bataillonsebene aufwärts sammeln. Der Wert dieser ausführlichen Berichte erklärt sich insbesondere durch ihre überraschende Offenheit und regelrechte Kritikfreude. In der Regel frei vom propagandistischen Duktus der Kriegsberichtserstattung bewerten Kommandeure die ihnen unterstellten Einheiten hinsichtlich ihres Verhaltens, ihrer Ausbildung und Bewaffnung während des „Polenfeldzugs“. Die Quellen zeigen, dass die endemische Gewalt nicht monokausal zu erklären ist und auf verschiedene, sich gegenseitig beeinflussende Faktoren zurückzuführen ist.