Datenbank "Zwangsarbeiterinnen und ihre Kinder im Zweiten Weltkrieg"
Die TabellenDatenbank von Bernhild Vögel bietet eine Übersicht über Entbindungseinrichtungen und „Ausländernkinder-Pflegestätten“ auf dem Gebiet des Deutschen Reiches, in denen 1943 bis 1945 ausländische Zwangsarbeiterinnen zur Abtreibung gezwungen und Kinder von Zwangsarbeiterinnen getötet wurden.
Schwangerschaften bei ausländischen Zwangsarbeiterinnen stellten für die nationalsozialistischen Machthaber sowohl aus arbeitseinsatzpolitischer wie auch aus rassenideologischer Sicht ein besonderes Problem dar. Zum einen verursachten sie zusätzliche Kosten und behinderten die kriegswirtschaftliche Produktion, zum anderen befürchteten NS-Rassenideologen eine Unterwanderung des deutschen Volkes durch die „rassisch unerwünschten“ Kinder insbesondere osteuropäischer Arbeiterinnen. In den ersten Kriegsjahren schickte die Arbeitsverwaltung diese Frauen daher mehrere Wochen oder Monate vor der Entbindung in ihre Heimatländer zurück, damit sie anschließend ohne Kind an ihre Einsatzorte zurückzukehren konnten. Nicht wenige Frauen nutzten diese Möglichkeit, um sich dem Arbeitseinsatz im Reich zu entziehen.
Ende des Jahres 1942 setzte der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz, der thüringische Gauleiter Fritz Sauckel, diesen Rückführungen ein Ende. Von nun an sollten schwangere Ausländerinnen bis kurz vor dem errechneten Geburtstermin weiterarbeiten, ihre Kinder in abgetrennten Entbindungsstationen im Reich zur Welt bringen und dann so schnell wie möglich an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Ihre Neugeborenen sollten derweil in primitiven Säuglingsheimen untergebracht werden, die im nationalsozialistischen Behördenjargon die euphemistische Bezeichnung „Ausländerkinder-Pflegestätten“ trugen. In diesen Einrichtungen kamen abertausende Säuglinge und Kleinkinder infolge unzureichender Ernährung, Hygiene und Pflege qualvoll ums Leben – ein bewusst einkalkuliertes Resultat der nationalsozialistischen Rassenpolitik.
Die auf diesen Seiten vorgestellte Datenbank benennt über 400 Orte, an denen Entbindungsstationen für ausländische Zwangsarbeiterinnen oder „Ausländerkinder-Pflegestätten“ bestanden oder Spuren wie Säuglingsgräber oder Zeitzeugenberichte auf derartige Einrichtungen hinweisen. Die Datenbank basiert auf dem nicht-kommerziellen, privaten Projekt „Krieg gegen Kinder“ von Bernhild und Florian Vögel, die in langjähriger Recherchearbeit zahlreiche Quellen- und Literaturhinweise zusammengetragen haben, um den bisherigen Kenntnisstand über die ausländischen Säuglings- und Entbindungsheime zu dokumentieren. Zudem sollen auf diese Weise weitere Forschungen zum Thema Ausländerkinderlager angeregt und unterstützt werden.
Im Rahmen des DFG-Projekts „Zwischen Arbeitseinsatz und Rassenpolitik: Die Kinder osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen und die Praxis der Zwangsabtreibungen im Nationalsozialismus“ wurde die Datenbank von Prof. Dr. Isabel Heinemann und Marcel Brüntrup übernommen.
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